Heute geht es um mehr als eine medizinische Diagnose. Heute geht es um das Leben von Millionen Menschen – und um all die leisen Gefährdungen, die oft erst spät bemerkt werden. Der Weltdiabetestag erinnert uns daran, wie eng Stoffwechsel, Psyche, Alltag, Beziehungen und Selbstfürsorge miteinander verknüpft sind. Und er zeigt, wie schnell wir in Routinen geraten, die uns schaden, ohne dass wir es merken.
Was der Weltdiabetestag wirklich bedeutet
Diabetes ist längst kein Randthema mehr. Viele Betroffene wissen erst spät, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Müdigkeit, Durst, Gewichtsschwankungen, Entzündungen – alles unspezifisch, alles leicht weggewischt. Und doch verändert sich im Körper leise die Regulation der wichtigsten Energiequelle, die wir besitzen.
Mir fällt dabei jedes Jahr das Gleiche auf: wir reden viel über Zahlen, aber erstaunlich wenig über Menschen. Über ihre Unsicherheiten, ihre Scham, ihre Angst vor Stigmatisierung. Über das Gefühl, ständig funktionieren zu müssen, obwohl man innerlich aus der Balance geraten ist.
Warum mich dieses Thema persönlich berührt
Du weißt, wie sehr ich mich für Gesundheit und Prävention einsetze – nicht als Dogma, sondern als Weg zurück zu sich selbst. Atemarbeit, Bewegung, Ernährung, Stressreduktion: Das sind keine Lifestyle-Sprüche, sondern Werkzeuge, mit denen Menschen ihren Alltag wieder in die eigene Hand nehmen können. Gerade bei Diabetes zeigt sich, wie kraftvoll solche Ansätze sein können, wenn sie ernst genommen werden.
Es geht nicht um Perfektion. Es geht darum, den Körper wieder lesen zu lernen. Sich nicht kleinzumachen, weil die Blutwerte mal verrücktspielen. Und sich nicht zu isolieren, wenn man Unterstützung braucht.
In meiner Familie ist vor allem der Altersdiabetes ein Thema. Meine Mutter muss in diesem Jahr erstmals Tabletten gegen ihren hohen Zuckerspiegel nehmen. Meine Oma (mütterlicherseits) hatte im jungen Alter Diabetes entwickelt, ich weiß aber nicht mehr, wie alt sie war. Mein Onkel (mütterlicherseits) auch. Das ist also was in unserer Familie. Leider kenne ich die Linie meines Vaters gar nicht.
Ich selbst habe seit ca. 2 Jahre Werte, die auf einen Prädiabetes hindeuten. Der Langzeitzuckerwert (HbA1c) schwankt in letzter Zeit zwischen 5,9 und 6,1%. Nicht gut. Ein Warnsignal, das ich ernst nehme. Da ich auch einen erhöhten LDL-Spiegel ausweise, der vermutlich ebenfalls genetisch bedingt scheint, ist es umso wichtiger, den Blutzuckerspiegel bzw. die Insulintoleranz unter Kontrolle zu kriegen. Ich stelle gerade meine Ernährung um und verzichtet nun ganz auf Kuchen und … Nachtisch.
Wie wir als Gesellschaft damit umgehen sollten
Ich wünsche mir einen offeneren Umgang. Weniger Beschämung, mehr Verständnis. Weniger moralische Urteile über Ernährung und Gewicht, mehr Wissen darüber, wie komplex dieses Thema wirklich ist. Diabetes ist nie nur Zucker. Es ist auch Stress. Schlaf. Lebensstil. Genetik. Trauma. Einsamkeit. Und oft ein stiller Hilferuf des Körpers, den wir zu lange überhört haben.
Ein Impuls für den Weltdiabetestag 2025
Vielleicht ist dieser Tag ein guter Moment, um sich selbst ein paar ehrliche Fragen zu stellen:
Seit wann schiebe ich Vorsorge vor mir her?
Wie geht es meinem Energiehaushalt wirklich?
Was kann ich tun, um meinem Körper heute etwas Gutes zu geben?
Und vielleicht ist es auch ein guter Moment, anderen Mut zu machen. Mit einem Gespräch. Mit einem Angebot. Mit einem offenen Ohr.
Stärke beginnt mit Klarheit
Der Weltdiabetestag ist kein Alarmtag. Er ist ein Erinnerungstag. Eine Einladung, sich selbst zuzuwenden, ohne Angst, ohne Scham, aber mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Und das ist für mich der stärkste Schritt überhaupt – im Leben wie in der Gesundheit.
FAQ zum Thema Weltdiabetestag und Diabetes
Was ist der Weltdiabetestag?
Der Weltdiabetestag ist ein internationaler Aktionstag, jedes Jahr am 14. November. Er macht sichtbar, wie weitreichend Diabetes weltweit geworden ist – und wie dringend wir eine bessere Aufklärung, Versorgung und Prävention brauchen. Ein Tag, der daran erinnert, dass Gesundheit immer auch gesellschaftliche Verantwortung ist.
Was ist Diabetes?
Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper Zucker aus dem Blut nicht mehr richtig in die Zellen transportieren kann. Entweder fehlt Insulin, oder der Körper reagiert nicht mehr ausreichend darauf. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt und belastet Gefäße, Nerven und Organe – oft jahrelang unbemerkt.
Was bedeutet der Langzeitzuckerwert (HbA1c)?
Der HbA1c-Wert zeigt an, wie hoch der durchschnittliche Blutzucker der letzten zwei bis drei Monate war. Er bildet sozusagen die „Erinnerung“ des Blutes an die vergangenen Wochen. Je höher der Wert, desto größer das Risiko für Folgeerkrankungen wie Nervenschäden, Herzprobleme oder Nierenschäden. Ein guter HbA1c ist ein Zeichen dafür, dass der Blutzucker insgesamt stabil war – nicht nur punktuell.
Was ist Blutzucker?
Blutzucker ist die Menge an Glukose, die im Blut zirkuliert und dem Körper Energie liefert. Der Spiegel schwankt im Laufe des Tages – abhängig von Ernährung, Stress, Schlaf, Bewegung und Hormonen. Gesundheit entsteht dort, wo diese Schwankungen nicht ausufern und der Stoffwechsel flexibel bleibt.
Was bedeutet zuckerfreie Ernährung?
Zuckerfreie Ernährung heißt nicht, komplett ohne Kohlenhydrate zu leben. Es bedeutet, industriell zugesetzten Zucker zu reduzieren oder zu vermeiden. Süßigkeiten, Softdrinks, Fertigprodukte, viele Backwaren – all das treibt den Blutzucker in die Höhe und lässt ihn anschließend wieder absacken. Zuckerfrei essen heißt: mehr natürliche Lebensmittel, weniger versteckte Süße, mehr Stabilität im Stoffwechsel.
Gibt es Frühwarnzeichen, die ich ernst nehmen sollte?
Ja – auch wenn sie oft übersehen werden. Häufiger Durst, Müdigkeit, unerklärliche Gewichtsschwankungen, Hautprobleme, Infektanfälligkeit oder ein Gefühl von innerer Erschöpfung können Hinweise sein. Kein Drama, aber ein Signal hinzuschauen. Gerade Menschen mit familiärem Risiko, wenig Bewegung oder höherem Stresslevel sollten nicht zu lange warten.
Welche Rolle spielen Lebensstil und Stress bei Diabetes?
Eine größere, als viele glauben. Chronischer Stress kann die Insulinsensitivität beeinträchtigen und den Blutzucker erhöhen. Schlafmangel verschärft das Ganze. Lebensstil ist kein Schuldthema – er ist ein Einflussfaktor, den wir nutzen können: Bewegung, Atemarbeit, Ernährung, Regeneration. Kleine Schritte, große Wirkung.
Aktuellen Buch zum Thema Diabetes
Gut leben mit Diabetes – Wie die Seele den Blutzucker beeinflusst
Rund elf Millionen Menschen in Deutschland leben mit Diabetes. Blutzucker messen, Insulin spritzen, Arzttermine wahrnehmen, auf Ernährung achten – das tägliche Management der Erkrankung fordert Disziplin und Ausdauer. Kein Wunder, dass viele Betroffene an ihre psychischen Grenzen stoßen. Die Belastung ist groß, die Unterstützung oft gering.
Die renommierte Diabetes-Psychologin Eva Gerhartsreiter greift genau dieses Defizit auf. In ihrem neuen Ratgeber „Gut leben mit Diabetes“ (ET 11.11.2025) zeigt sie, wie eng Psyche und Stoffwechsel verbunden sind – und wie seelische Stabilität dabei hilft, die Krankheit besser zu bewältigen. Ihr Buch richtet sich an alle, die lernen möchten, mit mehr Gelassenheit, Selbstfürsorge und innerer Stärke zu leben. Denn: Wenn es der Seele gut geht, profitieren auch die Blutzuckerwerte.
Ein neuer Blick auf eine alte Erkrankung
Während die medizinische Versorgung von Diabetes gut erforscht ist, fehlte bislang ein psychologischer Zugang, der das seelische Erleben der Betroffenen in den Mittelpunkt stellt. Gerhartsreiter füllt diese Lücke – mit neuen Begriffen, klarer Sprache und praxisnahen Impulsen für den Alltag.
- Der „gläserne Patient“: Wie sozialer Druck und das Gefühl permanenter Beobachtung den Alltag von Diabetikerinnen und Diabetikern prägen.
- „Diabetes-Distress“: Der spezifische emotionale Stress, der aus der ständigen Selbstkontrolle entsteht.
- Die „Wir-Erkrankung“: Warum Diabetes immer auch Beziehungen betrifft – und wie Partnerschaften daran wachsen können.
- „Diabetes Typ F“: Der Einfluss von Familie (F) und Freunden (F) als tragende Säule der psychischen Stabilität.
- Tabuthemen wie „Insulin-Purging“ oder „Diapression“: Mutige Einblicke in wenig bekannte seelische Begleiterscheinungen.
Damit leistet das Buch Pionierarbeit in der psychologischen Diabetesberatung und zeigt, dass mentale Gesundheit ein wesentlicher Bestandteil jeder Therapie ist.
Wenn Stress den Blutzucker steigen lässt
Viele kennen das: Ein stressiges Gespräch, ein voller Tag, familiäre Konflikte – und plötzlich spielen die Werte verrückt. Stresshormone wie Kortisol lassen den Blutzucker kurzfristig ansteigen. Auf Dauer können sie die Stoffwechsellage erheblich verschlechtern. Umgekehrt wirkt eine stabile Psyche wie ein inneres Gleichgewichtssystem: Sie verbessert Motivation, Schlaf, Bewegung und Ernährungsgewohnheiten – und damit auch die Blutzuckerwerte.
Gerhartsreiter schreibt: „Die Psyche ist kein Nebenschauplatz der Therapie – sie ist ihr Zentrum.“ Wer seelisch stabil ist, kann die Erkrankung besser annehmen und aktiv gestalten, statt sich von ihr bestimmen zu lassen.
Ein Ratgeber, der Mut macht
„Gut leben mit Diabetes“ ist kein medizinisches Fachbuch, sondern eine Einladung zum Umdenken. Es hilft, Perfektionismus loszulassen, neue Perspektiven zu entwickeln und die Erkrankung als Teil des eigenen Lebens anzunehmen.
Ein starkes, verständnisvolles und inspirierendes Buch – für alle, die lernen möchten, mit Diabetes leichter zu leben und seelisch gesund zu bleiben.
Zur Autorin
Eva Gerhartsreiter, geboren 1976 in Berchtesgaden, ist Psychologin und zählt zu den wenigen Diabetes-Psychologinnen in Deutschland. Nach Jahren in Kliniken und Beratungsstellen begleitet sie heute Menschen, die lernen möchten, mental besser mit ihrer chronischen Erkrankung umzugehen.
Gut leben mit Diabetes – Was die Krankheit mit der Seele macht und wie Sie zu neuer Kraft finden (die besten Tipps von der Diabetes-Psychologin=
Autorin: Eva Gerhartsreiter
Verlag: Kösel-Verlag (Penguin Random House Verlagsgruppe)
Erscheinungstermin: 11. November 2025
Umfang: ca. 240 Seiten
Format: Paperback / E-Book
ISBN: 978-3-466-31245-2
Preis Taschenbuch: 14,00 € (D)
Genre: Gesundheit / Psychologie / Ratgeber
Themen: Diabetes, Psyche, Stressbewältigung, Selbstfürsorge, mentale Gesundheit


