Drei Viertel der Erwachsenen in Deutschland fühlen sich überfordert von Gesundheitsinformationen. Eine Zahl, die nicht nur erschreckt, sondern sehr viel über unseren Alltag erzählt. Wir leben in einer Zeit, in der das medizinische Wissen rasant wächst, während unsere Fähigkeit, dieses Wissen zu sortieren, zu prüfen und anzuwenden, kaum hinterherkommt. Genau hier setzt Michael de Ridder mit seinem »Patientenwegweiser« an – einem Buch, das Orientierung verspricht, aber vor allem eines liefert: Selbstvertrauen.
Ein Arzt, der die Mechanismen des Systems kennt
De Ridder blickt auf Jahrzehnte medizinischer Erfahrung zurück. Er schreibt nicht als distanzierter Experte, der abstrakte Strukturen kommentiert, sondern als jemand, der in Notaufnahmen gearbeitet, Intensivstationen geleitet, Schwerkranke begleitet und selbst schwer krank im eigenen Klinikbett gelegen hat. Dieser doppelte Blick – Arzt und Patient gleichzeitig – trägt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Er schafft Nähe, Glaubwürdigkeit und etwas, das im Gesundheitswesen oft fehlt: echtes Verständnis.
Vom Informationsüberfluss zur klaren Entscheidung
Der Patientenwegweiser beginnt mit einem nüchternen Befund: Die meisten Menschen wissen nicht, welchen Gesundheitsinformationen sie noch trauen können. Prävention, Diagnosen, Behandlungsmöglichkeiten – überall prasseln widersprüchliche Botschaften auf uns ein.
De Ridder analysiert, warum das so ist: Die Vermischung von Wissenschaft, Halbwissen, kommerziellen Interessen und Heilsversprechen macht uns unsicher. Dazu kommen strukturelle Probleme wie Zeitmangel in Arztpraxen, fehlende Aufklärung und ein Markt, der von alternativen Methoden bis Lifestyle-Coaching alles anbietet, was sich verkaufen lässt.
Statt Panikmache liefert er Werkzeuge. Er zeigt, wie man Informationen prüft, wie man Risiken erkennt, wie man medizinische Angebote einordnet, wie man Fragen stellt, ohne eingeschüchtert zu werden. Seine Sprache bleibt klar, ruhig und frei von Pathos. Das ist wohltuend, gerade in einem Bereich, der leicht in Schlagzeilen oder Alarmismus abgleitet.
Patientensouveränität ohne Illusionen
De Ridders Ansatz ist realistisch: Er erwartet nicht, dass Patientinnen und Patienten über Nacht zu medizinischen Profis werden. Aber er glaubt daran, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, vernünftige Entscheidungen zu treffen, wenn er die richtigen Informationen erhält.
Das bedeutet nicht, dem Arzt zu misstrauen. Es bedeutet, auf Augenhöhe zu sprechen. Entscheidungen zu verstehen. Risiken abwägen zu können. Und sich nicht behandeln zu lassen, nur weil eine Behandlung möglich ist.
Besonders eindrucksvoll sind die Passagen, in denen de Ridder von seiner eigenen Krankheitsgeschichte erzählt. Der Herzinfarkt, die Krebsdiagnose, die eigenen Ängste – all das macht deutlich, wie fragil auch der erfahrenste Mediziner wird, sobald er selbst im Krankenhausbett liegt. Und wie sehr der Wunsch nach Orientierung, nach guter Kommunikation, nach ehrlicher Aufklärung dann alles dominiert.
Diese persönliche Offenheit ist kein dramaturgisches Element, sondern ein moralisches Statement: Selbstbestimmung ist nur möglich, wenn wir anerkennen, wie verletzlich wir sind.
Übertherapie, Alternativmedizin und die Rolle der Prävention
Ein großer Teil des Buches widmet sich den Bereichen, in denen Patientinnen und Patienten besonders leicht in die Irre geführt werden: unnötige Diagnostik, kostenintensive Zusatzleistungen, fragwürdige alternative Heilmethoden oder die trügerische Hoffnung, das eigene Leben durch permanente Optimierung kontrollieren zu können.
Hier nimmt de Ridder kein Blatt vor den Mund. Er kritisiert nicht nur ärztliche Fehlentscheidungen, sondern auch ökonomische Anreize, die in Kliniken und Praxen wirken. Gleichzeitig würdigt er die Bedeutung guter Prävention – nicht als moralische Forderung, sondern als Einladung, mehr Einfluss auf das eigene Leben zurückzugewinnen.
Der Patientenwegweiser: Ein Buch, das Patientinnen und Patienten stärkt
Was dieses Buch auszeichnet, ist seine Kombination aus medizinischer Expertise, gesellschaftlichem Blick und menschlicher Erfahrung. Es ist kein Gesundheitsratgeber im klassischen Sinne, sondern ein Plädoyer für Mündigkeit. Für Dialog. Für eine Medizin, die Vertrauen verdient – und für Patientinnen und Patienten, die sich nicht länger klein machen lassen.
De Ridder schreibt mit klarem Kopf und warmem Herzen. Er weiß, wie beängstigend Krankheit sein kann, und er weiß, wie entlastend ein guter Arzt ist. Er weiß aber auch, wie viel Leid entsteht, wenn Patienten schweigen, sich nicht trauen zu fragen oder Entscheidungen nicht durchschauen.
Warum dieses Buch wichtig ist
In einer Zeit, in der Halbwahrheiten lauter sind als Fakten, tut ein Werk gut, das weder Angst noch Euphorie schürt, sondern Klarheit.
Der Patientenwegweiser ist ein Buch für Menschen, die verstehen wollen, ohne Medizin studiert zu haben. Für Menschen, die ihre Rechte kennen wollen. Für Menschen, die ihre Gesundheit nicht abgeben wollen, sondern selbst in der Hand behalten.
Es ist ein Buch, das beruhigt, weil es aufklärt. Und ein Buch, das stärkt, weil es vertraut: darauf, dass wir mehr können, als wir glauben – wenn man uns endlich gut informiert.
Der Patientenwegweiser: Kompetent und selbstbestimmt durch den Gesundheitsdschungel – Von Alternativmedizin bis elektronische Patientenakte
Michael de Ridder
DVA
22,00 € (D)
22,70 € (A)
CHF 30,90
Klappenbroschur
288 Seiten
Erscheinungstermin: 24.09.2025
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