Dopamin ist ein körpereigenes Hormon, dass uns einen Kick verschafft, Anregung, Glücksgefühle, Vergnügen. In unserer Gesellschaft gibt es jedoch viele Schattenseiten, die mit dem Geschehen in uns und um uns herum, zu tun haben. In ihrem Buch Die Dopamin-Nation zeigt uns Dr. Anna Lembke, wie Balance finden im Zeitalter des Vergnügens.
Wenn du immer glücklich sein willst, musst du Drogen nehmen, sage ich immer. Aber auch das funktioniert nicht auf Dauer. Und das bedeutet: du kannst nicht immer glücklich sein. Deine Dopamin-Erfahrung aber flüstert dir ein: „Doch, doch, das geht, versuch es nur, hol dir den nächsten Kick!
Bei diesem Buch von Dr. Anna Lembke handelt es sich um einen Bestseller. Die Dopamin-Nation war lange in der New–York–Times-Bestsellerliste zu finden. Nun gilt der Titel Die Dopamin-Nation eher für die USA, also für uns in Deutschland. Die psychologischen Erkenntnisse und physiologischen Bedingungen sind jedoch allgemeingültig, weil es ja um Menschen geht. Lediglich die kulturellen, soziologischen Aspekte sind nicht immer auf uns übertragbar.
Das Streben nach Vergnügen und seine destruktive Seite
Ich finde, das Thema passt zu einer Seite wie SOMMER IN HAMBURG. Denn natürlich geht es hier um Vergnügen. Events, Konzerte, Festivals, kulturelle Highlights, Urlaub und Natur, die vielen Geschichten in und um Hamburg – all das bereitet uns Vergnügen. Die dunkle Seite, die es auch gibt, Abhängigkeit, Süchte, Scham und Drogenrausch, Egotrip und Genussstreben werden nicht thematisiert. Aber gerade bei einer Gesellschaft im Umbruch, darf man sich mit dieser Seite auseinandersetzen.
Als ich im Sommer auf dem Vogelball auf der Elbinsel Wilhelmsburg war, einem Elektro-Festival, wurde es mit Einbruch der Nacht immer lauter und heftiger. Die Leute pumpten sich massiv mit Alkohol und verschiedenen Drogen voll, sodass man mit einem klaren Geist kein Vergnügen mehr erkennen konnte. Schlimme Sache. Aber es geht eben um den Kick und bei diesen Massen an jungen Leute kann man auch getrost von einer Dopamin-Nation sprechen.
Etwas Ähnliches erleben wir in manchen Teilen der Geschäftswelt. Einige Leute, meistens Männer, kommen sich selber dermaßen toll vor, dass sie es vermutlich selbst nicht ohne Koks oder andere Aufputschmittel aushalten können. Nur merkt man es ihnen nicht an. Wir halten sie für erfolgreiche Überflieger, für tolle Kerle, die es geschafft haben. Ja, aber zu welchem Preis?
Es ist leider in unseren Gesellschaften, den turbokapitalistischen Gesellschaften, die mit Karacho auf eine schwerwiegende, globale Umweltkatastrophe zurasen, noch nicht sehr verbreitet, von dieser Sucht nach dem Kick, von Kokain und anderen Push-Drogen abzusehen bzw. die destruktive Seite dieses Getues überhaupt zu erkennen. Denn diese Art macht alles kaputt, was wird haben: Unsere Gesellschaft, unsere Beziehungen, unsere Persönlichkeit. Das wird leider von den meisten Leuten nicht gesehen. Von daher ist es dringend nötig, dass Fachleute immer wieder auf diese Zusammenhänge hinweise und uns Dopamin-Junkies zeigen, wer wir wirklich sind.
Aber nicht nur illegale Drogen machen uns fertig, auch Alltagsdinge können destruktive Auswirkungen auf das Leben haben.
Was machen wir also mit diesen Erkenntnissen. Wie finden wir Balance im Zeitalter des Vergnügens? Das ist eine entscheidende Frage und nicht leicht zu beantworten. Dr. Anna Lembke braucht ein ganzes, fundiertes, gut geschriebenes Buch dafür, uns aufzuklären und Auswege aufzuzeigen.
Wir Menschen in der freien Welt wollen oftmals den Schmerz aus unserem Leben verbannen. Nicht den Kopfschmerz, den natürlich auch, aber den seelisch Schmerz, der durch Konfrontation mit bestimmten Bedingungen und Wahrheit entsteht, oder den körperlichen Schmerz, der durch sportliche Leistungen, Massagen oder Kaltwasseranwendungen uns quält. Dabei schlagen gerade diese Art von Schmerzen in ihr Gegenteil um, in Euphorie und Zufriedenheit. Davon erzählt die Autorin auch. Sie benutzt hier nachvollziehbar und sinnfällig den Begriff „Hormesis“.
Hormesis ist ein biologisches Phänomen, bei dem eine niedrige Dosis oder Exposition gegenüber einem Stressfaktor, der in hohen Dosen schädlich oder tödlich sein kann, eine positive oder stimulierende Wirkung auf einen Organismus hat. Dieses Konzept findet in verschiedenen Disziplinen Anwendung, wie in der Toxikologie, der Endokrinologie und der Umweltwissenschaft.
Dopamin und Hormesis
Ein klassisches Beispiel für Hormesis ist die Wirkung von geringen Mengen eines Giftes oder einer Strahlung, die statt Schaden zu verursachen, tatsächlich die Gesundheit oder die Stressresistenz eines Organismus verbessern können. Es wird angenommen, dass dieser Effekt auf eine Art „Training“ oder Anpassung des Körpers an den Stressor zurückzuführen ist, was zu einer verstärkten Widerstandsfähigkeit führt.
Das Konzept der Hormesis ist jedoch nicht ohne Kontroversen, da die Bestimmung der „niedrigen Dosis“ schwierig sein kann und der Effekt je nach Organismus und Kontext variiert. In der Medizin und Umweltwissenschaft wird Hormesis als ein wichtiges, aber komplexes Phänomen angesehen, das weiter erforscht werden muss.
Aber dabei bleibt es natürlich nicht in diesem absolut lesenswerten Buch Die Dopamin-Nation. Der Stoff gibt noch viel mehr her. Ein Blick ins Buch lohnt sich. „Die Wahrheit zu sagen ist ansteckend – lügen auch“. Dr. Anna Lembke bezieht sich stets auf aktuelle Forschungen und auf ihre reichhaltige Erfahrung. Eine spannende Mischung, die uns tatsächlich was zu geben, was zu sagen hat. Wer des Englischen mächtig ist, viele sind das heutzutage, der sehe das YouTube-Interview am Ende dieses Beitrags. Lest dies Buch – und gesundet!“
Dr. Anna Lembke ist eine bekannte amerikanische Therapeutin und Autorin. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Suchtmedizin und arbeitet als Professorin für Psychiatrie an der Stanford University School of Medicine. Dr. Lembke hat sich durch ihre Forschung und ihr Engagement im Bereich der Opioid-Krise einen Namen gemacht. Sie ist auch Autorin mehrerer Bücher, in denen sie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen über Sucht und deren Behandlung teilt.
Ihr Buch Drug Dealer, MD: How Doctors Were Duped, Patients Got Hooked, and Why It’s So Hard to Stop hat besonders viel Aufmerksamkeit erregt, da es ein Licht auf die Problematik der Verschreibungssucht und die Rolle von Ärzten in der Opioidkrise wirft. Dr. Lembke ist bekannt für ihren evidenzbasierten und mitfühlenden Ansatz in der Behandlung von Suchterkrankungen.
Video mit Dr. Anna Lembke zum Thema der Dopamin-Nation
Titel: Die Dopamin-Nation – Zeigt uns Dr. Anna Lembke
Autorin: Anna Lembke
Verlag: Narayana Verlag / Unimedica
Erscheinungsdatum: 11.10.2023
Seitenanzahl: 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Kategorie: Ratgeber / Gesundheit / Persönlichkeitsentwicklung
Leseprobe Die Dopamin-Nation
- Was die Suche nach dem Dauer-Kick mit unseren Hormonen macht In diesem Buch geht es um das Vergnügen – und um Schmerz
Dopamin im Alltag zähmen: Ein Arbeitsbuch, das dich darin unterstützt
Wer bei „Dopamin“ sofort an ein cooles Glückshormon denkt, wird hier angenehm geerdet: Dieses Arbeitsbuch nimmt den Dopamin-Mythos ernst, ohne ihn zu romantisieren. Es geht nicht um Verzicht als Lebensstil, sondern um Orientierung in einer Welt, die permanent „Mehr!“ flüstert – mehr Scrollen, mehr Snack, mehr Kick, mehr Ablenkung. Anna Lembke macht daraus etwas sehr Konkretes: einen Begleiter, der Dich Schritt für Schritt von der Erkenntnis in die Handlung schiebt, ohne Dich dabei anzuschreien.
Worum es hier wirklich geht
Das offizielle Arbeitsbuch zu DIE DOPAMIN NATION ist vor allem eins: Praxis. Es knüpft an die neurobiologischen Ideen und Fallgeschichten aus dem Hauptbuch an – und übersetzt sie in Fragen, Übungen, Protokolle und Tabellen, die Du tatsächlich nutzen kannst. Nicht „Aha, interessant“, sondern „Okay – was genau mache ich jetzt morgen anders?“.
Dabei bleibt der Ton erfreulich menschlich. Dopamin wird nicht als Feind dargestellt, sondern als Teil eines Systems, das aus dem Takt geraten kann – besonders dann, wenn Genussmittel, digitale Reize oder Gewohnheiten zum Standardpflaster für Stress, Leere oder Überforderung werden.
Verstehen, beobachten, verändern
Die Stärke dieses Arbeitsbuchs liegt in seiner Struktur. Die Kapitel wirken wie gut sortierte Schubladen: Du ziehst eine heraus, findest ein Konzept (Belohnungssystem, Dopaminüberschuss, Balance von Schmerz und Vergnügen) – und direkt daneben liegt das Werkzeug, um es auf Dein Leben anzuwenden.
Statt Dich im Nebel allgemeiner Ratschläge stehen zu lassen, führt Dich das Buch über drei klare Schritte:
1) Identifizieren
Du schaust hin: Welche Substanzen oder Verhaltensweisen sind bei Dir „kleine Helfer“, die längst zu großen Treibern geworden sind? Das kann Social Media sein, Essen, Shopping, Alkohol, Pornografie, Arbeit, Sport – oder die perfekte Mischung aus allem, wenn Du abends eigentlich nur „runterkommen“ willst.
2) Beobachten
Dann wird’s spannend: Du protokollierst nicht, um Dich zu kontrollieren, sondern um Muster sichtbar zu machen. Was triggert das Verlangen? Wann wird aus „kurz“ plötzlich „zwei Stunden“? Welche Gefühle schiebst Du weg – und womit?
3) Verändern
Erst dann geht es an kleine, realistische Experimente. Keine heiligen Gelübde, keine „Ab morgen bin ich ein anderer Mensch“-Show. Sondern konkrete, zeitlich begrenzte Veränderungen, die Du planen, durchführen und auswerten kannst.
Die stärkste Idee: Schmerz–Vergnügen-Balance
Das Buch arbeitet immer wieder mit einem einfachen, aber unangenehm treffenden Gedanken: Unser System sucht Balance. Wenn wir uns dauernd mit Vergnügen überfluten, steigt mittelfristig der innere Druck – und wir brauchen mehr Reiz, um dasselbe zu fühlen. Dopamin ist dabei nicht die ganze Geschichte, aber ein wichtiges Stichwort, um das Muster zu verstehen: Reiz rein, kurze Erleichterung, danach Leere oder Unruhe – und wieder von vorn.
Die Übungen sind so gebaut, dass Du genau diese Schleife erkennst, ohne Dich dafür zu verachten. Und das ist ein stiller, aber großer Unterschied: Scham macht selten frei. Klarheit schon eher.
Dopaminfasten ohne Heldentum
Das prominenteste Werkzeug ist das „Dopaminfasten“: zeitlich begrenzte Phasen des Verzichts, um das Belohnungssystem zu entlasten und wieder feinfühliger zu werden. Das Buch verkauft das nicht als magische Reinigung, sondern als Experiment mit Plan.
Praktisch ist dabei, dass Lembke typische Stolpersteine gleich mitliefert: Was passiert bei Rückfällen? Wie unterscheidest Du „Ausrutscher“ von „Ich hab’s verkackt, dann kann ich auch gleich ganz durchziehen“? Und wie baust Du Regeln, die Dich unterstützen, statt Dich kleinzumachen?
Gerade diese nüchterne Fehlerfreundlichkeit macht das Arbeitsbuch stark: Es rechnet damit, dass Menschen Menschen sind – also widersprüchlich, müde, manchmal impulsiv. Dopamin eben.
Praktischer Nutzen: Allein, in Beratung, in Gruppen
Wenn Du gerne aktiv arbeitest (statt nur zu lesen), ist das hier Gold. Die Reflexionsfragen, Protokollseiten und Fallbeispiele bieten einen stabilen Rahmen – auch dann, wenn Du Dich schnell verzettelst oder gern „intellektuell verstehst“, ohne etwas zu verändern.
Und ja: Das Format eignet sich sehr gut für Beratung, Therapie-Settings oder Gruppenarbeit, weil viele Aufgaben leicht adaptierbar sind. Du kannst daraus Gespräche entwickeln, die nicht nur um Moral kreisen („zu viel Handy ist schlecht“), sondern um Mechanik: Auslöser, Belohnung, Kosten, Alternativen.
Was es nicht ist – und warum das okay ist
Wer eine reine Theorie-Einführung über Dopamin erwartet, wird eher im Hauptbuch glücklich. Dieses Arbeitsbuch ist nicht dazu da, Dich mit Fachwissen zu beeindrucken. Es ist dazu da, Dich in Bewegung zu bringen.
Und noch etwas: Bei schweren Abhängigkeiten ersetzt ein Arbeitsbuch natürlich keine professionelle Hilfe. Aber als Einstieg in Selbstbeobachtung, als Strukturgeber und als freundlicher Realitätscheck kann es enorm wirksam sein – vor allem, wenn Du merkst: „Ich will nicht erst am Abgrund anfangen, mein Dopamin-System zu sortieren.“
Titel: Das offizielle Arbeitsbuch zu DIE DOPAMIN NATION – Ein praktischer Leitfaden, um im Zeitalter des Vergnügens ein Gleichgewicht zu finden
Autorin: Anna Lembke
Verlag: Narayana Verlag / Unimedica
Erscheinungsdatum: 05.08.2025
Seitenanzahl: 192 Seiten
Sprache: Deutsch
Kategorie: Ratgeber / Gesundheit / Persönlichkeitsentwicklung
Zur Autorin Anna Lembke
Anna Lembke ist US-amerikanische Psychiaterin und Professorin für Psychiatrie an der Stanford University School of Medicine. Sie arbeitet seit Jahren in der Suchtmedizin und beschäftigt sich sowohl mit stoffgebundenen Abhängigkeiten als auch mit Verhaltenssüchten – also genau den Mustern, die heute oft so „normal“ wirken, dass man sie kaum noch als Problem erkennt. Bekannt wurde sie international durch Dopamine Nation: Finding Balance in the Age of Indulgence. Das Arbeitsbuch führt diese Linie konsequent fort: wissenschaftlich fundiert, aber so alltagsnah, dass Du nicht Medizin studiert haben musst, um ins Tun zu kommen.
Leseprobe Arbeitsbuch Domain-Nation
- In "Die Dopamin Nation" stellte Dr



