Bas Kast ist kein Moralapostel. Er ist ein Forscher des Lebens – und dieses Mal seines eigenen. Nach „Der Ernährungskompass“ und „Kompass für die Seele“ legt er nun mit Warum ich keinen Alkohol mehr trinke sein persönlichstes Buch vor. Er erzählt, wie Alkohol langsam, fast unsichtbar, Teil seines Alltags wurde. Wie er sich einredete, ein Glas Wein am Abend sei Genuss, Belohnung, Geselligkeit. Und wie dieses Glas immer mehr Bedeutung bekam, bis er merkte: Etwas stimmt nicht.
Kast schreibt ohne Pathos, aber mit Tiefe. Kein erhobener Zeigefinger, kein Abstinenzmanifest. Eher ein Protokoll der Aufrichtigkeit. Sein nüchterner Blick auf sich selbst ist das Gegenteil von trocken.
Alkohol als kulturelle Selbstverständlichkeit
„Wollen wir anstoßen?“ – kaum eine Situation, in der das Glas nicht dazugehört. Kast nimmt uns mit hinter die Fassade dieser Selbstverständlichkeit. Denn Alkohol ist in unserer Gesellschaft die einzige Droge, bei der man sich rechtfertigen muss, wenn man sie nicht nimmt.
Er erzählt von Dinnerpartys, auf denen er plötzlich der Sonderling ist. Von Freundschaften, die sich anders anfühlen, wenn kein Wein im Spiel ist. Von überraschend klaren Morgenstunden – und von der Frage, wie viel Ehrlichkeit wir überhaupt aushalten, wenn die Dämpfung fehlt.
Seine Beobachtung ist subtil: Wir benutzen Alkohol oft wie eine emotionale Schminke. Er hilft, das Unausgesprochene zu übertönen, Konflikte zu ertragen, Nähe zuzulassen. Hier liegt die Brücke zur Gewaltfreien Kommunikation (GfK) – denn diese lebt von Bewusstheit, von klarem Ausdruck, von unvernebelter Wahrnehmung.
Kasts Erkenntnis ist fast GfK in Reinform: Gefühle wollen gesehen, Bedürfnisse gehört werden – nicht betäubt.
Wissenschaft trifft Selbsterfahrung
Natürlich bleibt Bas Kast der Wissenschaftsjournalist, der er ist. Er recherchiert, wie Alkohol im Gehirn wirkt, warum auch „gemäßigter“ Konsum Risikofaktor bleibt, und wie künstlich schön die Werbung die Droge inszeniert.
Doch das wirklich Spannende ist seine persönliche Bewegung. Kast entdeckt, dass Nüchternheit nicht Verlust bedeutet, sondern Freiheit. Dass Klarheit nicht nur körperlich, sondern emotional beflügelnd wirkt. Und dass sich Beziehungen verändern, wenn die Masken fallen.
Er beschreibt in Warum ich keinen Alkohol mehr trinke mit feiner Sprache, wie sich Präsenz anfühlt, wenn sie nicht von Promille begleitet wird. Wie Gespräche ehrlicher werden. Wie Stille nicht mehr Angst macht.
Ein Bruch mit dem Autopiloten
Das Buch Warum ich keinen Alkohol mehr trinke ist kein Ratgeber im klassischen Sinne. Es ist eine Einladung zum Selbstgespräch. Kast öffnet eine Tür, durch die viele ahnungsvoll blicken, aber wenige gehen. Er zeigt, wie Alkohol Teil eines gesellschaftlichen Autopiloten ist – und wie schwer es fällt, auszusteigen, wenn alle weitermachen.
Dabei vermeidet er jede Zuschreibung. Kein Schwarz-Weiß, kein „entweder trinkst du oder du bist verloren“. Stattdessen: Fragen. Präzise, leise, unbequeme Fragen. Und in diesen Fragen liegt seine Stärke.
Kast ermutigt, innen hinzuschauen – wie es auch die GfK lehrt: Nicht andere ändern, sondern das eigene Bewusstsein schärfen. So wird sein Buch zu einem Beispiel für Selbstempathie.
Ein Buch für alle, die spüren, dass etwas kippt
„Warum ich keinen Alkohol mehr trinke“ ist kein Buch über Verzicht, sondern über Gewinn. Über Lebendigkeit ohne Filter. Es richtet sich an alle, die das leise Ziehen kennen – das Gefühl, dass das Glas zu viel Platz bekommen hat im Tag, im Leben, im Miteinander.
Kasts Sprache ist zugänglich wie ein gutes Gespräch, sein Ton unaufgeregt, aber tief berührend. Er schafft, was gute Bücher selten schaffen: Er verändert den Blick, ohne zu missionieren.
Lesen – und sich selbst zuhören
Am Ende bleibt kein moralisches Resümee, sondern eine Ahnung: Wie fühlt sich echtes, bewusstes Leben an, wenn wir nichts mehr brauchen, um es auszuhalten? Bas Kast gibt keine endgültigen Antworten. Aber er stellt eine Frage, die bleibt: Wen sind wir wirklich – ganz ohne Rausch?
Warum ich keinen Alkohol mehr trinke -Eine Entscheidungshilfe auf Basis neuester wissenschaftlicher Studien
Autor: Bas Kast
Verlag: C. Bertelsmann, 2024
Seiten: 256
ISBN: 978-3-570-10562-5
Kategorie: Sachbuch, Ratgeber, Lebenshilfe, Gesundheit
Leseprobe Warum ich keinen Alkohol mehr trinke
Video mit Bas Kas
- Kurz und knapp auf den Punkt gebracht: Die neue Studie von Bestsellerautor Bas Kast über Alkoholverzicht und wie er die Lebensqualität...


